Verleih deinem Gehirn Flügel

Quelle: shuttetstock

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Stellen Sie sich vor, Sie lernen etwas Neues, ein neues SoftwareProgramm in Ihrer Firma. Ein neues Tool, für Sie ganz ohne Vorkenntnisse. Sie sind also in diesem Bereich „Einsteiger“. Sie sind vielleicht unsicher, es gelingt nicht alles so schnell wie Sie möchten. Kritik ist das was Sie am allerwenigsten gebrauchen können. Wie viele von Ihnen, liebe Leser, stimmen mir hierzu bei? Eine ganze Menge Menschen denke ich.

Angenommen, ein Schüler soll etwas Neues lernen. Sie nachvollziehen sicherlich, dass das die Phase ist in der so wenig Kritik wie möglich geübt werden sollte. Schule macht es aber anders und wir wundern uns, dass bereits in der Grundschule die Kinder immer unmotivierter werden. Die Lehrer, die Eltern wünschen sich das Beste für die Kinder und viele sagen: „wir müssen doch die Fehler aufzeigen“. Ändern Sie bitte die Methode. Mit dem Lernberg© von Vera F. Birkenbihl können wir kritiklos handeln. Der Lernberg ist eine Pyramide, die aus verschiedenen Stufen besteht. Ganz unten ist der Einsteiger-Bereich, dann kommt der Bereich für Fortgeschrittene, dann die Profis und Experten und Meister. Die Einsteiger haben noch keine Intention etwas zu lernen. Das haben die Experten oder der Meister, die ihr wahres Können spezifizieren möchten.

Die Einsteiger benötigt ein Erlebnis, um zu lernen, ein Ereignis, das wie zufällig wirkt und als Wissensfundament dient. Erlebnisse und Ereignisse können von Schulen erreicht werden, indem sie die ersten Wochen einfach geschehen lassen. Oft steigen wir schon bei Erstklässlern im zweiten Bereich, bei den Fortgeschrittenen ein und viele Kinder hatten nicht Gelegenheit spielerisch, wie zufällig zu lernen. Ein schönes Beispiel ist der Musikunterricht. Letztens habe ich eine Dokumentation über den Nachwuchs in der klassischen Musik gelesen. Ich bin nicht sicher, ob es die MET in New York war und das ist nebensächlich. Dieses Opernhaus lud lauter Kinder und Jugendliche ein einen Tag lang alle Instrumente auszuprobieren. Sie fingen es sehr geschickt an. Die Kinder sind in einen Saal, vielleicht war es sogar eine Halle geführt worden und mehrere hundert Instrumente lagen dort, standen oder hingen an den Wänden und die Musiker erzählten, dass alle Instrumente den Kindern gehören bzw. ihnen zur Verfügung stehen. Einen ganzen Tag lang. Ich sehe die Kinderaugen bildlich vor mir und den Tatendrang so viele Instrumente wie möglich auszutesten. Das ist incidentales Lernen, lernen mit Ereignissen. Ich als Kind musste mich früh entscheiden, denn immer wieder zu wechseln hieß ich sei kein „Dranbleiber“. Das mag auch Sinn ergeben, aber ich hatte keine Gelegenheit meine Neugierde, meine Vielfältigkeit und Flexibilität auszuleben. Ein leichtes wäre es am Anfang jedes neuen Lernstoffs, solche Ereignistage einzubauen. In Skandinavien beginnen sie so den Musikunterricht. Zunächst haben die Kinder Wochen Zeit sich mit allen Instrumente zu beschäftigen und zwar auf die Art und Weise wie sie wollen, in der Geschwindigkeit, die passt und ob am Ende ein Kind mit einer Geige dort steht oder auf einer kleinen Trommel spielt ist gleichwertig.