Ich sitze alleine auf einer Sommerterrasse zwischen zwei Terminen zum Mittagstisch. Ich dachte mir heute so: „ich gönn mir was“. Ich bin alleine und da stellt sich die Frage wie ich mir die Zeit vertreibe während ich auf meinen Salat warte. Sehr einfach, ich liebe es Menschen zu beobachten. Mein Smartphone habe ich absichtlich im Lernstudio liegen lassen. Mein Kopf genießt die Pause ohne Gespräch, ohne soziale Kontakte per Handy. Diese sind später auch noch da. Ich konzentriere mich auf meine Umgebung, spüre die Sonnenstrahlen, den angenehmen Wind, lausche den Blättern und bekomme nun so richtig Hunger. Da kommt plötzlich eine Familie rein. Das ist schick nach der Schule mit Mama und Papa essen zu gehen. Mein Vater war viel auf Reisen, deshalb war zusammen sein eher selten.

Die Familie sitzt kaum, da greift der Papa zum Telefon, die Arbeit ruft. Mama macht Selfies und postet diese wohl. Die Kinder, ein Mädel und ein Junge sitzen Headdown ins Handy vertieft. Die vier haben bisher kein Wort miteinander gesprochen – so sind die Zeiten. Ich greife zu meinem Smartphone – shit, das habe ich gar nicht dabei. Fühlt sich wie auf Entzug an. Beim Beobachten wollte ich gerade die Handlungen kopieren. Einen Augenblick fühle ich mich nicht alleine, sondern einsam ohne Handy. Wer kam auf die Idee, dass Handy mal nicht mitzunehmen? Ach, das war ich selbst. Grandiose Idee, und ich erinnere mich an den letzten Urlaub und versetzte mich in das erholsame Gefühl als ich zwei, drei Tage das Smartphone tief in den Koffer vergraben hatte. Ich konnte mich da erst wieder erinnern wie gut Erholung tut. Dabei fällt mir einer meiner ersten Urlaube ein als ich 18 Jahre alt war. Mit einer alten Schrottkiste einmal um ganz Italien rum. Kaum zu glauben, dass das ohne Fotos, Selfies und Posts ging. Jetzt werde ich schon wie meine Mutter und es ploppen so Gedanken auf: „früher war alles besser———————- nein nur anders“. Das ist Fortschritt und Entwicklung. Gott sei Dank, ich habe noch die gedankliche Kurve gekriegt.

Ahhh der Salat kommt. Endlich was zu tun. Mit dem ersten Bissen vernehme ich laute Stimmen. Sie kommen von dem Familientisch. Ich höre Geheule und die wütenden Schreie: „das verstehe ich nicht“. Nach Sekunden wird mir klar, dass Mama und Papa wohl mit Ihren Telefongesprächen fertig sind und nun von den Kids verlangen die Handys wegzupacken. „Sicherlich sitzen wir an einem Tisch und das Essen kommt auch gleich“ ruft der Vater. Ich bin verdutzt und unterdrücke mein „Rettersyndrom“, speziell für Kinder. Es bleibt bei dem Gedanken: „das verstehe ich auch nicht.“

Was machst Du Deinen Kindern vor, um es dann zu unterbinden? Ich bittet Dich zu diesem kleinen Gedankenexperiment! Vielleicht entdeckst Du was. Mir fällt gleich was ein. Ich darf gelassener Autofahren und auf meine Worte achten.

Ich wünsche allen Lesern ein herrliches Pfingsten. Meine Patentochter wird konfirmiert und da wird es das eine oder andere Posting geben. Das ist auch gut so.

 

Sonnige Grüße

Andrea Kurz – die Expertin für Lernoptimierung

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